Ein Sonnentag
(2018)
Herr Mieselecki, eine stadtbekannte Frohnatur, ging am vergangenen Mittwoch früher als üblich aus dem Haus. Hätte er es doch nicht getan! Doch – wie sagt der Volksmund: hinterher ist man stets klüger. Herr Mieselecki ging frohen Sinnes durch die Museumstraße – es war ein strah-lendblauer Frühsommertag, nur so nebenbei - , und nahm die Kurve zum Burg-graben, als schepperndes Getöse ihn erschreckte und zugleich ein Schmerz sein linkes Bein besetzte. Die Ursache war sofort erkannt: ein Fahrrad war von ganz allein umgefallen und mit dem Ende der Lenkstange auf Mieseleckis Schuh.
Augenblicks wusste Mieselecki, dass das natürlich reinster Zufall war. Aber ge-nauso wusste er, dass er ausnahmsweise früher als sonst aus dem Haus gegan-gen war und daher in erheblichem Maße selbst schuld an diesem Missgeschick: wäre er nur einige Sekunden später an dieser Stelle angekommen, wäre nämlich das Vehikel bereits am Gehsteig gelegen, nur die Glocke hätte vielleicht noch nachgeklingelt, Mieselecki wäre bequem drumherum gegangen und hätte sich, mit heilem Fuß, lediglich über die Studenten geärgert, die ihre Fahrräder derart schlampig parken, dass sie natürlich irgendwann umfallen müssen. Vermutlich war es sogar eine Studentin, Mieselecki war sich dessen ziemlich sicher. Studentinnen sind, was Fahrräder angeht, ja bekanntlich noch schlampiger als Studenten. Mieselecki nahm sich einen Augenblick Zeit und wurde sofort durch ein weiteres Indiz belohnt: die Kette des Fahrrades war ziemlich angerostet. Kein männliches Wesen, nicht einmal ein Student, lässt eine Kette verrosten.
Durch diese Beobachtung sowohl befriedigt als auch etwas von seinem Fuß-schmerz abgelenkt, hinkte Mieselecki weiter, allerdings hatte sich ein gewisser Restgroll gegen rostige Studentinnenfahradketten in seiner Magenschleimhaut eingenistet. Dies führt bekanntlich nicht sofort, aber langsam, schleichend und allmählich zu Gastritis. Der Gastritiker in spe Mieselecki setzte also seinen Weg fort, sein klopfender Fuß rief ihm nun jedoch den Haxen in Erinnerung, den er sich gestern in der Firma ausgerissen hatte, selbstverständlich ohne irgendeine Art der Anerkennung er-halten zu haben. Er wollte gar nicht an Gehaltserhöhung denken, Mieselecki war kein Materialist, ein kleines Lob hätte ihm durchaus genügt. Aber nichts. Gar nichts.Und das seit Jahren. Mieselecki kam an der Werkzeughandlung Ortner&Stanger vorbei, was augen-blicklich den Gedanken auslöste, wie sehr ihm alles auf den Hammer ging und dass er eigentlich seinen derzeitigen Job an den Nagel hängen müsste. Viel zu lange schon hatte er sich vor dieser Entscheidung geschraubt…
Gleich neben dem Metallgeschäft blickte er kurz in die Auslage des Bestattungs-unternehmens. Einige Partezettel mit Fotos waren angeschlagen. Mieselecki stellte sich das Bild seines Chefs auf einer solchen Anzeige vor, auch den einen oder anderen Mitarbeiter konnte er sich in diesem Ambiente gut vorstellen, vor allem natürlich den Kapfinger, der andauernd beim Chef seine Schleimspur ins Büro hinein- und wieder herauszieht. Auf dessen Todesanzeige, so er sie verfassenen dürfte, würde Mieselecki nicht schreiben: Friede seiner Asche, sondern: Friede seinem Schleim.
Nun denn, möglicherweise hat das noch Zeit… ein Kaffee könnte nicht schaden, dachte sich Mieselecki fast im selben Augenblick, in dem er auch das Cafè betrat und sich setzte. Der Verlängerte war natürlich viel zu heiß, die Gastritis im Pro-bebetrieb meldete sich dezent, aber doch durchaus unsympathisch durch leich-tes Sodbrennen. Und zu allem Überfluss saß direkt vor Herrn Mieselecki auf dem Tisch ein Virus von gigantischen Ausmaßen.
Nun ist freilich selbst ein Virus von gigantischen Ausmaßen für das menschliche Auge immer noch so gut wie unsichtbar, dennoch muss Mieselecki seine Anwe-senheit instinktiv gespürt haben, denn ihm wurde irgendwie eigenartig, heiß und dann kalt, auch spürte er auf einmal sein Herz: tatsächlich – es klopfte! An sich wäre eher das Gegenteil beunruhigend gewesen, aber es war die Art des Klopfens. Mieselecki zahlte und begab sich zum Ausgang, an der Garderobe hingen drei, vier Zeitungen in Leserahmen, auf mehreren Titelseiten war dasselbe Foto eines Staatsmannes zu sehen – schlagartig fiel Mieselecki das Bestattungsunternehmen wieder ein … Er trat aus der Tür – es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre über einen großen Gegenstand gefallen, der direkt vor der Tür des Kaffeehauses stand: ein Fahrrad mit rostiger Kette. Mieselecki holte mit dem rechten Fuß aus, gab dem Gerät einen Tritt, dass es klingelnd zum nächsten Verkehrsschild flog, hob die Augen zum blauen Himmel und schrie: „Sauwetter, wolkenloses!“ |
Wien an der Adria
(1992)
Die Erkrankung brach vollkommen unvorhersehbar und plötzlich aus, sozusagen aus heiterstem Himmel. Der Infektionsherd liegt zwischen Udine und Istrien und heißt Triest
Angesteckt habe ich mich vor etwa zehn Jahren, indem ich, nichts Böses ahnend, eine Zeitung zur Hand nahm, eine Seite aufschlug - und da war es. Das Bild. Schwarz-weiß, grob gerastert. Aber: zu sehen war eine klassizistische Säulenfront, die den architektonischen Abschluss eines schnurgeraden Kanals, voll mit kleinen Booten und gesäumt von altmodischen gusseisernen Laternen bildete. Auf der Stelle erhellte sich in mir die Erkenntnis, dass dies der Ort sei, nach dem es mich schon immer gezogen hatte, ohne dass mir klar gewesen war, wo dieser sei. Jetzt wusste ich es.
Bald nach dieser ominösen Begegnung saß ich in einem Zugabteil und beobachtete das Treiben am Bahnhof jenes berühmten Alpenpasses, dessen Name mir im Augenblick nicht einfällt - jedenfalls werden dort die Lokomotiven gewechselt, was dem Reisenden die einzigartige Gelegenheiteit bietet, den mit unnachahmlich heiserer Stimme, nichtsdestoweniger aber jedes Gekreische von Bremsen, Pfeifen der Lokomotiven und andere technisch erzeugten Höllengeräusche mühelos niederkämpfend, skandierten Urlauten zu lauschen: " Biiirrrra! Coccca colaaaa! Acccqua mineralllll! - Gelaatiii!" Der Brenner-Würstelmann alleine ist schon ein Argument, das Reisen mit dem Auto oder Bus als erlebnisarme Form der Fortbewegung auszuschließen. Erst, wenn der Nachhall der Gesänge des Grenzschreihalses im Ohr etwas abzuklingen beginnt (was in der Regel etwa bei Franzensfeste eintritt), beginnt jenes Gefühl im Magen zu arbeiten, das allgemein als Urlaubsstimmung bekannt ist. Hemmungslos entfaltet sich diese jedoch unterhalb von Bozen. Die zunehmend rötlich werdenden Felsen, die immer wärmer zum Fenster hereinstreichende Luft, vermischt mit dem unverwechselbaren, teerähnlichen Schwellengeruch...der Felsen von Trient...Verona - die Luft ist jetzt endgültig von südlicher Weichheit - am frühen Nachmittag fährt der Zug über die lange Steinbrücke (die übrigens noch aus der Zeit der österreichischen Herrschaft im Veneto stammt) nach Venedig, Sta.Lucia, und es könnte einem Schlimmeres widerfahren, als die Zeit bis zum Anschlusszug zu einem Spaziergang entläng der Kanäle zu nutzen. Bald jedoch plärrt der Lautsprecher: "Coincidenza, Trieste Centrale!" - In einer großen Schleife fährt der Zug durch Mestre, das vermutlich zur Steigerung des Kontrastes so aussieht, wie es eben aussieht, und dann der Küste entlang Richtung Osten. Die Orte sind sattsam bekannt, liegen aber außer Sichtweite: Lignano, Bibione, Cáorle, Grado.
Die Luft ist dunstig, das Meer noch nicht zu sehen, aber bereits zu riechen. Aus der blautrüben Luft tauchen die Schlote, Kräne, Masten der Werften von Monfalcone auf, hier beginnt der große Bogen des Golfs von Triest. Die Autobahn aus Richtung Udine kommt in Sicht, der Zug fährt eine lange Schleife südwärts und taucht in eine neuartige Landschaft ein: Fels-und Gestrüppwildnis begleitet die Schienen bis hinunter nach Triest, vorbei an Duino - jaja, Rilke -, Austernbänken und immer öfter aufkreuzenden Booten. Weit draußen ankern blassblau ein paar Tanker. Dann erscheint, auf einem Felsvorsprung, die weißleuchtende Marmorseltsamkeit von Miramare, und dahinter, noch etwas im Dunst versteckt, die Hafenstadt, die dem Küstenbogen folgt und im übrigen die Karsthänge hinaufwächst. Mittlerweile hat die Tageszeit jenen Zustand erreicht, der l'ora di seta genannt wird, weil die sich ankündigende Nachmit-tagsstunde alles in Seide hüllt (Farben, Gemüt, tuttiquanti). Als der Zug in den immensen Zentralbahnhof einfährt, der unschwer erahnen lässt, dass ehemals ein Riesenreich versorgt werden musste, heißt es Schluss mit lustig und Gepäck schleppen (die Rollkoffer, von einem Schriftsteller als die einzige wirklich segensreiche Erfindung des 20.Jahrhunderts bezeichnet - vermutlich zu Recht -, sind noch nicht so üblich, Anm.). Man schleppt also durch eine Gründerzeit-Bahnhofshalle (erinnert mich irgendwie an die Hauptpost in Innsbruck) hinaus auf einen Gründerzeit-Platz (erster Gedanke: aha - Wien!).
Der Weg zum Hotel führt durch Straßen, die einem irgendwie bekannt vorkommen, und dann reißt es einen: man steht vor dem Zeitungsfoto, und man ist wirklich und tatsächlich da! Kanal - Boote - Straßenlampen - Säulen (aha, die gehören zu einer Kirche!)...alles da. Und auf der anderen Seite das Meer. Aber weiter, zum Hotel, schließlich will man ja das Gepäck loswerden und sich duschen. Weit ist es ja nicht mehr, noch zwei Straßen und die Piazza Borsa überquert - die Börse gleicht irgendwie der Kirche vorhin (die Triestiner sagen, ihre Kirchen sehen aus wie die Börse und die Börse wie eine Kirche, womit so ziemlich alles über den Charakter einer Handels-und Kaufmannsstadt gesagt ist).
Dass es sich um eine katholische Kirche handelt, wäre in jeder anderen italienischen Stadt überflüssig zu erwähnen, doch hier spiegeln sich im Wasser des Kanals auch die grünen Kuppeln der serbisch-orthodoxen Kirche San Spiridone, und, zwei Häuserblöcke weiter, hinter der Börse, steht die griechisch-orthodoxe. Die evangelische, eine neugotische Sparvariante der Votivkirche, ist nicht weit vom Bahnhof. In einem neueren Viertel, in der Nähe des Stadtparks, findet man den orientalisierenden Bau der Synagoge, von beachtlichen Ausmaßen (und gleich ums Eck, in der unvermeidlichen Via Battisti, das Café San Marco mit originaler Jugendstileinrichtung - Thonet - und einem Kellner, der nur und nur in dieses Etablissement passt). Der Dom San Giusto führt ein unauffälliges Dasein oben am Burghügel, man muss ihn suchen gehen, aufwärts durch die Altstadt mit steilen, gepflasterten Gassen, die von schwarzen Katzen bewohnt werden; dann findet man allerdings einen frühromanischen Bau mit byzantini-schem Apsismosaik, was daran erinnert, dass Triest zum Einflussbereich Venedigs gehörte, bevor es Karl VI. zum Freihafen machte und einen wirtschaftlichen Aufschwung nebst Bauboom auslöste. Davor hatte der unbedeutende Ort von einer Saline und vom Fischfang gelebt.
Im 18.Jahrhundert wurden ganze Stadtviertel aus dem Boden gestampft: nördlich des Canale grande (der so heißt, weil er der einzige ist - nein, es gab auch einmal einen piccolo, aber der ist längst zugeschüttet und mit Altstadthäusern überbaut) der Borgo Teresiano, barock und ein bisschen Salzburg, südlich des Kanals der Borgo Giuseppino, die Josephsstadt. Richtig zur Sache ging es freilich dann im 19. Jahrhundert, da wurden Versicherungs-und Bankenpaläste, Opern - und Rathaus, Hotels in allen Kategorien und Paläste für den Geldadel aufgezogen (einer der schönsten, der Palazzo Sartorio, ist heute die Galleria d'arte moderna, ein sehr gelungenes Museum für die Kunst des 19.u.20.Jahrhunderts). Daneben gibt es ein sehr feines, kleines Museum für japanische Kunst, ein historisches Museum oben in der Burg, ein städtisches Museum und allerhand ganz kleine, und von den größeren erzähle ich später.
Dem Karl VI. hat man vor der Börse ein Denkmal errichtet, von dort herab blickt er auf das wie überall hektische Verkehrstreiben hinein in den Corso Italia und wundert sich wahrscheinlich kaum über die Gruppe von Motorradfahrern, die auf ihren Kotflügeln gelbe Aufkleber mit dem Doppeladler haben, die verkünden: "Tergeste urbs fedelissima". Wien ist anders - Triest ist absurd. Es nennt sich gern 'la cittá italianissima', deshalb werden an manchen Sommerabenden auf der Piazza dell'Unità vom städtischen Opernorchester k.u.k.Operettenschlager aufgeführt, was beim überwiegend einheimischen Publikum große Begeisterung auslöst und nach Zugaben verlangt: Radetzkymarsch und Kaiserjägermarsch. Woanders in Italien nicht gut vorstellbar. Aber hier...
Überhaupt, diese Piazza dell'Unità...ganz bestimmt eine der schönsten weit und breit: zum einen dreiseitig eingerahmt von den Ringstraßenpalazzi des Lloyd Triestino, des Rathauses, des Duchi d'Aosta, allerhand No-belcafés, zur vierten Seite offen zum Meer, man hat das Gefühl, der Platz ginge ins Unendliche. Abends ist hier großes Flanieren und Promenieren, auch jenseits der Uferstraße hinaus auf den Molo Venezia...draußen im Halbdunkel kreisen die Lichter des Faro della Vittoria, und dreht man sich um, blickt man in die geradezu märchenhafte Lichterwand der theatralisch beleuchteten Hotels und Paläste der Uferstraße. Es sieht aus, als ob großer Ball angesagt wäre, überhaupt gibt sich die Stadt noch immer großbürgerlich-wohlhabend, wenngleich die Glanzzeiten - vorerst - vorbei sind, aber: wenn man's schon einmal gewohnt ist...
Der alte Hafen dient heute zum Teil als Anlegestelle für Fähren, hauptsächlich nach Griechenland, manchmal Kriegschiffe und Privatjachten, einmal am Tag taucht das Linienschiff Venedig-Triest auf. Im südlichen Teil drängen sich Fischkutter und eine Mole weiter Segelboote. Dann machen Stadt und Hafen eine große Kurve, da beginnt das moderne Triest, von der historischen Stadt aus gar nicht zu sehen (dazwischen baut sich nämlich der Hügel von S.Giusto auf, mehrfach untertunnelt für den Verkehr): Industrie-und Ölhafen, das Ganze zieht sich etliche Kilometer dahin bis fast zur slowenischen Grenze. Hier werden vor allem Tanker entladen (Pipeline nach Ingolstadt), auch Kohle, Südfrüchte, und was sonst den Weg findet durch den Suezkanal.
Gegenüber allerdings liegt Múggia, ein verschlafenes Fischerstädtchen im venezianischen Stil. Und von dort hat man einen überwältigenden Blick auf das ganze Triestiner Panorama. Heute hat die Stadt 300.000 Einwohner. Diese verteilen sich am Wochenende entlang der Küste bis hinauf nach Miramare und bis hinunter nach Múggia, auch in der Stadt selbst gibt es ein Strandbad; das Wasser ist gar nicht so schmutzig, wie man meinen möchte, und die Geschichten von Weiß-und Tigerhaien dienen wohl eher dem Füllen sommerlicher Zeitungsspalten. Es gibt schon Haifische, aber ausgestopft im Museo delle scienze naturali, einem Kuriosum an sich, denn man kann hier studieren, wie ein Museum vor hundert Jahren ausgesehen hat. Seither hat man außer Staubwischen nichts mehr verändert, so will es zumindest scheinen. Gleich beim Eingang begrüßt einen gähnend der Rachen eines Fünf-Meter-Weißhais, der, wie zu lesen ist, 1907 vor Madagaskar gefangen und dann Ehrenbürger wurde. Eine Unzahl sehr schöner Muscheln und Schnecken, Krustentiere und Mollusken, gebleicht und in Formalin, noch allerhand Getier, auch ägyptische Mumien...ich gehe gerne hierher, es ist kühl und ruhig, und, wie gesagt, kurios (der Eingang zum Museum ist übrigens im 3.Stock).
Wer sich mehr für Technik interessiert, kann sich ins Museo del mare begeben und dort studieren: Ressels Schiffsschrauben, Marconis Funkgeräte, eine Menge Navigationsgerät, Dioramen zu allen Themen des Fischfangs, und eine Vielzahl großer, sehr sorgfältig gearbeiteter Schiffsmodelle - die geneigten LeserInnen werden's bereits erraten haben - der k.u.k.Marine. Als Zugeständnis an die Tatsache, dass irgendwann einmal angeblich das Jahr 1918 stattgefunden hat, ist auch des eine oder andere italienische Schiff dazwischen platziert.
Nicht weit davon könnte man auch das Eisenbahnmuseum am Campo Marzio, dem ehemaligen Südbahnhof, besuchen, auf dessen Freigelände etliche höchst interessante Dampf-u.Elektrolokomotiven ausgestellt sind, außerdem gibt es eine Modellbahnanlage, die die gesamte Umgebung von Triest zeigt. Und mit der (einzigen) Straßenbahnlinie könnte man hinauffahren in den Karst nach Oppicina (hier sagt man óptschina, auch 'bon di' und nicht buon giorno, und man bestellt 'o ber pitschul' und meint ein kleines Bier, das ist ein bisschen Furlán, aber man versteht auch Italienisch, natürlich), ach ja, und von dort weiter zur Grotta gigante, einer Tropfsteinhöhle, in der der Petersdom Platz fände, wenn's sein müsste. Bis jetzt musste es nicht.
Miramare muss auch sein, allerdings nicht wegen des scheußlichen Schlosses, sondern wegen des Parks...und dann...ja, irgendwann muss man wieder nach Hause fahren, obwohl...
(1992)
Der Mann, der hunderttausend Schritte tun musste
Hunderttausend Schritte sind, über den Daumen gerechnet, fünfzigtausend Meter, wenn man den Schritt eines Mannes oder einer Frau nimmt und nicht das kurzatmige Trippeln eines Kindes oder einer Dame mit zu engem Rock.
Der Mann wollte also hunderttausend Schritte an einem Tag gehen - nicht laufen! Ein Marathonläufer hätte natürlich die fünfzig Kilometer in wenigen Stunden hinter sich gebracht. Aber von solch sportlichem Gesinnung war der Mann keineswegs. Auch wenn er leidenschaftlich gerne ging. Und eines Tages hatte er begonnen, beim Gehen die Schritte zu zählen. Er zählte die Schritte. Nicht aber etwa mittels eines elektronischen Schrittzählers, sondern ganz rustikal im Kopf. Und er konnte es nicht mehr lassen.
Sobald er einen Fuß vor den anderen zu setzen begann, begann er auch schon zu zählen. Mag sein bis zehn, wenn er nur vom Zimmer zur Küche, bis fünfundzwanzig, wenn er vom Bett ins Bad ging, vielleicht bis hundert, wenn er aus dem Haus ging, um etwa Milch zu kaufen. Nicht, dass er nicht gewusst hätte, dass das Zählen etwas Zwanghaftes hatte - so wie manche Menschen auf den Randeinfassungen der Gehsteige schnüren und andere ausschließlich die dunklen Platten eines gemusterten Platzes betreten, so sie eines solchen teilhaftig werden,
Irgendwann fasste er den Plan, hunderttausend Schritte zu tun.
Die Verwirklichung dieses gewaltigen Vorhabens hatte in ländlicher Gegend zu erfolgen, ungestört von Fußgängern und anderem Verkehr, auf Wegen, die in einer Art die Landschaft durchzogen, dass er nicht zweimal den gleichen Weg betreten musste. So begab sich der Mann, zureichend ausgerüstet, aufs Land, wählte mit Umsicht einen geeigneten Ort, und ging los.
Die ersten dreihundert Schritte führten in bis zu einer Wegkreuzung, an der ein dunkler Kastanienbaum eine Bank und einen Kapellenbildstock beschattete, dieser wurde 'Freudentalmarter' genannt, wie zu lesen war, keineswegs jedoch nach einem freudigen Tal, denn die Landschaft war nur leicht hügelig, sondern nach einer alten Flurbezeichnung namens 'Fradentail'. Dies las der Mann nur oberflächlich, denn er musste im Zählen und Gehen fortfahren.
Der Weg wendete sich nach rechts in die Felder, ein Ende war nicht zu erblicken, das freute den Mann, denn so war es vorgesehen. Nun ging er über zweitausend Schritte, gelangte an eine Gabelung, an der ein schwarzes Eisenkreuz stand, unterhalb einer unleserlich gewordenen Inschriftentafel steckte ein vertrockneter Blumenstrauß. Der Mann entschied sich für den breiteren der beiden Wege.
Entlang eines Weizenfeldes von großer Ausdehnung - auf der anderen Seite ein Kürbisfeld mit einem Sonnenblumenacker abwechselnd - zählte er achthundert Schritte, dann ging das Weizenfeld in ein anderes über, das eigenartigerweise weniger hoch stand als das erste. Dieses zweite Feld war tausend Schritt lang. Es war bereits über eine Stunde vergangen, viereinhalbtausend Schritte hatte der Mann schon verbraucht. Er setzte sich zu einer Rast auf einen Grenzstein, Heiß war es. Langes Sitzen erschwert das Aufstehen, deshalb beendete er nach einer kleinen Stärkung die Rast. Nach dreihundertfünfzig Schritten machte der Feldweg eine Biegung, leicht ansteigend führte er einem Wald zu, nach weiteres vierhundert Schritten hatte er den Wald, dessen Ausdehnung nicht auszumachen war, erreicht und den zehnten Teil seines Weges hinter sich gebracht.
Von da an verliert sich die Spur des Mannes. Hatte er den Wald, der tatsächlich von riesigen Ausmaßen war, jemals wieder verlassen? Es kann sein, dass er sich im weitverzweigten Wegesystem verirrte, ihn eine Schwäche überkam und er, beispielsweise, in einen der zahllosen Tümpel stürzte, die der Wald bereithielt. Denkbar auch, dass er sich zu verzählen begonnen hatte, und, so das Scheitern seines Vorhabens ahnend, verzweifelte und so in dem Wald sein Ende nahm. Möglich aber auch, dass er irgendwo abgebogen und ausgewandert war.
(2010
Die Kunstmühle (1)
Seit Jahren steht die Kunstmühle still. Von den Fenstern ist keines mehr unzerbrochen. Der braungraue Anstrich verschmutzt auf dem herabbröckelnden Verputz. Büsche verbergen das Fundament. Hoch steht das Gras allenthalben, mittendrin verkommt ein Lastwagenanhänger. Tot schon lange der Kunstmüller und seine Gehilfen.
Zeiten waren das, da Tag und Nacht gemahlen wurde, da die Mahlwerke unentwegt lärmten, ruhiggestellt nur zur Reinigung! Mehl, alle Sorten! Weißer Staub überall in der Mühle!
Am Rande der Felder abseits zieht das schnurgerade Gewässer in unendlicher Trägheit vorbei, ein Kanal mehr als ein Bach, und noch viel eher ein Tümpel, ins Endlose gezogen, bedeckt mit abgestorbenem Laich, toten Mückenlarven und Wasserlinsen, überquert von dem steinernen Steg mit einem Geländer aus rostigen Rohren. Von zinnfarbener Helle der Himmel.
Eines Nachmittags, während die Grashalme unbewegt stehen, der Schatten des Anhängers zur Mühle zeigt und die Stille eine vollkommene ist, da also die hartgetrockneten Reifenspuren in den Feldwegen jederzeit zu zerfallen drohen, nicht der geringste Laut aus dem Gewässer dringt, da nähert sich, vom Feldweg kommend, über die Brücke her keine Menschenseele.
Die Kunstmühle (2)
Ab jetzt steht die Kunstmühle still. Seit Menschengedenken ist der Platz zwischen Steinbrücke und Rinnsal, Bahngeleise und Nebenstraße ohne Kunstmühle unvorstellbar. Das Ortsbild wäre ohne die Kunstmühle von konturloser Beliebigkeit.
Möglicherweise hatte die Tatsache, dass der Kunstmüller und seine Gesellen ohne Ausnahme das achtzigste Lebensjahr bereits überschritten hatten, dazu beigetragen, die Entscheidung, die Kunstmühle stillzulegen, zu treffen.
So geschieht es an diesem Vormittag, dass die Dinge ihren Lauf nehmen. Versammelt sind in der großen Halle die Mahlgesellen und der Müller, gebeugte, weiße Gestalten. Rundum rumoren die Mahlwerke.
"Stillgestanden!" rufen die Kunstmüller einstimmig. Und laut! Sie übertönen das Gepolter des Mahlens! Mag sein, dass die durch lebenslange Mühlentätigkeit erworbene Schwerhörigkeit die Kunstmüller zu überlautem Reden erzogen hat. Auch hatten sie eine beträchtliche Zeit unter Umständen zugebracht, da lauter, wenn nicht brüllender Umgangston die Regel war.
Stillgestanden! Und die Mahlwerke stehen still.
Schrot und Korn sind verloren in dem Augenblick, da die letzte der Walzen sich nicht mehr rührt.
Zu Ende ist die Mahlzeit, die doch immer eine der längstdauernden in der ganzen Region gewesen war!
Es stehen die Turbinen am rauschenden Bach.
Nun begeben sich der Kunstmüller und die Gesellen in den Aufenthaltsraum, hängen die weißen Overalls und die weißen Zipfelmützen an die dafür vorgesehenen Haken, setzen sich statt ihrer verschiedene Kappen und Hüte auf, sieben an der Zahl, Schildkappen, Krempenhüte, Schiebermützen und Baskenmützen, und so verlassen sie die Kunstmühle einer nach dem anderen, überqueren den Verladeplatz und die Bahngeleise, gehen die Nebenstraße entlang bis zu der Steinbrücke über dem Rinnsal, biegen in den Feldweg ein, der schnurgerade durch die Kornähren führt und gehen hinterein-ander in einer Reihe, sieben an der Zahl, in die Felder und verschwinden.
Einmal kam noch jemand zur Kunstmühle, sah, dass niemand darin war, und ging wieder.
(2010)
Ambras
Es waren schon viele Jahre vergangen seit der Zeitenwende, die von Bränden geschwärzten Mauern zum großen Teil niedergerissen und neu aufgebaut, die zerkohlten Dachstühle bestens durch frisches Gebälk ersetzt, Wege und Stege wieder befahren von Händlern und Kaufleuten, gefahrlos, wie man sagt; einen osmanischen Reiter kannten nur noch die ganz Alten, der goldene Becher am Marktplatz von Tirgoviste war eine Legende, die die Jäger und Schafhirten Jahr für Jahr weitererzählten, ihre Herden zogen über Weiden, wo man nicht einmal mehr einen Messingsplitter vom Zipfel eines Halbmondes fand im Gras, nur durch ein Versehen oder besonderes Wissen konnte einer an den Ort geraten, wo wenige Überreste hölzerner Spieße, dem Umsinken nahe, den schreckeneinflößenden künstlichen Wald anzeigten, verwirrend waren die Wege und
überdies schon zugewuchert die meisten, verstreut die Ruinen und Stätten des Verfalls, längst eingerastet im Boden der Klosterkirche von Snagov die steinerne Platte, unverrückt seither und stets im Blick einer wachsam betenden Nonne, die die Kerzen erneuerte, sobald sie niedergebrannt waren auf dem eisernen Leuchter, und die durch die Kirche eilte zu einer Seitenkapelle, weitaus dunkler noch, und ein nach Büchern riechendes Wehen hinterließ...damals hängte an die Wand neben Hai und Geweih mit eigener Hand der Erzherzog in seiner Wunderkammer das Bildnis des Vojvoden Vladislav.
Dies war geschehen beim letzten Strahl der sinkenden Sonne, und erst Wochen später, verließ während eines Jagdausflugs an der Seite seiner Gemahlin Philippine in den Wäldern um das Schloss den Erzherzog die finstere Melancholie, die ihn befallen hatte ...damals.
(2010)
Ein Traum
Ich glitt über ein weitausgebreitetes Land. Wenige Schläge mit den Armen hatten mich bereits in eine Höhe gebracht, die ausreichte, die Gegend, die unbewohnt war, zu überschauen. So flog ich, hin und wieder mit einem Armschlag den Abstand zum Boden haltend, über Wiesen und dürftige Büsche. Es herrschte leichte Dämmerung, dennnoch war es noch nicht dunkel genug, um nicht alle Einzelheiten unter mir zu erkennen. Die Luft war unbewegt, auch das zeitweise Auftrieb verschaffende Bewegen der Arme verursachte kein Geräusch.
Da schob sich, von hinten kommend, in meinen Blickwinkel langsam ein seltsames Gefährt. Es war ein Leiterwagen, am Kutschbock saß eine in bräunlich-schäbige Kleider gehüllte Gestalt und hielt die Zügel zweier Pferde, die ohne Eile dahinzogen. Das Rollen der Holzräder war nicht zu vernehmen. Nun war der Wagen gerade unter mir.
Zwischen den beiden schräg aufgestellten hölzernen Gattern lag auf groben Brettern der Vampir, vollkommen schwarz gekleidet und von dürrer Gestalt. Mit schrecklichen Gesten drohte er unentwegt zu mir herauf, während das Fuhrwerk langsam vor mich zu fahren kam und nach einiger Zeit in der Gegend verschwand . Kurz darauf schwebte ich auf ein Schloss zu, das plötzlich unter mir war, und setzte meine Füße auf die Steinplatten eines Turmes.
Das Dämmerlicht war unverändert. In der Mitte der Plattform, auf der ich gelandet war, war die Öffnung zu einer Treppe zu sehen, die im Turm abwärts führte. Aus der Tiefe dieses Abstieges drang undeutliches Poltern und Rumoren.
Ich gelangte über die Stiege in mehrere verwinkelt angeordnete kleine Räume, die mir vollkommen kahl erschienen. Nachdem ich einige dieser Kammern durchschritten hatte, war das Gepolter schon wesentlich deutlicher und hörte sich an, als ob jemand unentwegt nach etwas suchte. Durch die Türöffnung der nächsten Kammer sah ich den Vampir. Mit einem Mal hielt er inne in seinem Stöbern und hob die Nase. Mit wütender Aufregung bewegte er sich auf mich zu, doch mir schien, er könne mich nicht sehen. Ich floh zurück in die Gelasse, geriet jedoch in andere Gänge und Zimmer als die, durch die ich gekommen war.
Ich hörte den Vampir in verschiedenen Räumen rascheln, einmal näher, einmal entfernter, und immer witterte er wie ein uralter Jagdhund. Am Ende eines schmalen Korridors sah ich ihn dann: sein hoffnungsloses Irren war erbarmungswürdig.
In der fortdauernden Dämmerung war aus diesem Traum für ihn und mich kein Erwachen vorgesehen.
Micro - Prosa
Im Jahre 1993 entdeckte ein argentinischer Höhlenforscher in Patagonien eine Kaverne von unbekannter Längenerstreckung. Nach fast drei Wochen erreichte er endlich den Ausgang der Höhle, ein kleines, nahezu kreisrundes Loch zwischen zwei glatten, leicht gewölbten riesigen Felsbuckeln. Nachdem sich seine Augen wieder an das Tageslicht gewöhnt hatten und er den Ort seines Austretens aus der Unterwelt betrachtete, notierte er in sein Tagebuch: "Heureka - der Arsch der Welt!"
Nach einer Reihe von Beschwerden von Touristen, die mit den Besichtigungen unzufrieden waren, wird der Kastellan von Burg Steenwerder (Niedersachsen) im März 1989 wegen schlechter Führung vorzeitig entlassen.
Wie noch allgemein in Erinnerung, gelangten am 23.April 1971 in Genua Dokumente an die Öffentlich-keit, die beweisen, dass Kolumbus 1492 nicht nach Amerika gesegelt war, sondern nach Australien. Daraufhin wurden am Kolumbus-Denkmal auf der Piazza Acquaverde die Buchstaben A.E.I.O.U. angebracht: Australia erit in orbe ultima. - Die darob zutiefst erbosten Amerikaner beschlossen damals, künftighin Australia mit Austria zu verwechseln, was im Kongress am 6.Mai 1971 einstimmig angenommen und bis heute mit großer Disziplin praktiziert wird.
Ein denkwürdiger Zwischenfall auf sportlichem Gebiet: im Zuge der Vierschanzentournee 1978 muss in Innsbruck der im Gesamtklassement führende Steffen Fuszke (DDR), da er eine Schanze, nämlich die in Oberstdorf, übersehen und ausgelassen hatte, noch einmal zurück und diese nachholen, was ihn viel Zeit kostet und auf den vorletzten Platz zurückwirft. Über den Letztplatzierten, Omar Abd-El-Quadr (VAE) sagt sein Trainer, Scheich Jussuf E.Schneitzlberger: "Er war von Beginn an schanzenlos."
Selten, aber doch, fallen sogar in Belangen des Wintertourismus einmütige Entscheidungen in Tiroler Gemeindestuben. So wurde während der letzten GR-Sitzung in Winkl-Niederwald (Bez. Kitzbühel) einstimmig beschlossen, den erst probeweise genehmigten Lawinenstrich am Pirchwandegg wieder aufzulassen. Laut Bgm.Eibenberger haben sich die erhofften Impulse nicht eingestellt, außerdem habe es von Anfang an Schwierigkeiten gegeben, die doch meist aus exotischen Ländern stammenden weiblichen Beschäftigten an den exponierten Arbeitsplatz zu akklimatisieren. Darüber hinaus hätten etliche liebeshungrige Touristen, vornehmlich solche aus dem Flachland, nach konsumierten Freuden von der Bergrettung ge-borgen werden müssen, was sich letztlich in der Gesamtbilanz negativ niedergeschlagen habe. Eibenberger: "Ein Lawinenstrich passt einfach nicht ins Hochgebirge!"
Eine tragische Begebenheit, ebenfalls aus dem Bereich des Alpinsports:
Im Gebiet des Kleinen Schrattenkogel in der Leutasch ereignete sich kürzlich ein mysteriöser Zwischenfall: mehrere Paragleiter aus Bayern gerieten laut Augenzeugenberichten plötzlich in extrem heftige Aufwinde, sodass die Sportler binnen Sekunden aus dem Blickfeld der Bergwanderer emporgerissen und selbst mit dem Feldstecher nicht mehr auszumachen waren. Nach eineinhalb Wochen ergebnisloser Suche erreichte uns die Nachricht, dass der Flugkapitän einer TWA-Maschine gemeldet hätte, er habe in ca. 8500 m Höhe über den Alpen mehrere bizarre Eisgebilde gesehen, die ihn an menschliche Gestalten erinnert hätten, was ihn seltsam berührt habe. Diese Meldung stammt vom 6.Juni 1995.
Eine international renommierte Fotografin berichtet Folgendes: - Die Künstlerin, die sich nicht zuletzt mit eindrucksvollen Portraits Prominenter wie Gorbatschow, Lagerfeld und Jodie Foster einen Namen gemacht hatte, musste sich einer Psychotherapie unterziehen, da ihr eine Reihe unerklärlicher Vorkommnisse in letzter Zeit die Arbeit unmöglich gemacht hätten. Und zwar sei beim Entwickeln der mit größter Sorfalt und enormem Aufwand aufgenommenen Fotos stets im Hintergrund das grinsende Gesicht Mr.Bean's auf dem Fotopapier erschienen.
Herr N. aus Wels kann seit etwa drei Wochen seine Wohnung nur unter Aufbietung all seiner Willenskraft verlassen. Der Grund hiefür liegt in dem merkwürdigen Drang, beim Anblick eines Zebrastreifens sich auf alle Viere niederzulassen und, mit den Händen ausschließlich die weißen Streifen, mit den Füßen die dunklen Zwischenräume berührend, hoppelnd die Straße zu überqueren. "Es ist abnormal, ich weiß. Aber schließlich muss jeder einmal an die frische Luft!", so N.
In Wisconsin konnte jener offenbar psychisch gestörte Mann ausgeforscht werden, der an mehreren Kinderspielplätzen die Sandkisten mit Treibsand gefüllt hatte.
In verwirrtem Zustand befindet sich nach wie vor jener Nachtwächter der Wiener Albertina, der behauptet, mehrmals beobachtet zu haben, wie Schlag Mitternacht Dürers "Betende Hände" in Gebärdensprache das Wort "Kritzi-kratzi" buchstabiert hätten.
Wissenschaftliche Meldungen
Warum bei Phasen gesteigerter Sonnenaktivität (Sonnenflecken) die Federn von Wäscheklammern um 0,13 % häufiger brechen als sonst, bleibt bis auf Weiteres ungeklärt.
Nach den vor kurzem abgeschlossenen jahrelangen Studien des bekannten Germanisten Prof.Arthur Stahlcke-Raymundt von der Universität Göttingen handelt es sich bei der Geschichte vom Tapferen Schneiderlein mit 99,9% iger Sicherheit um ein Märchen.
Das als wissenschaftliche Sensation angekündigte Perpetuum mobile des Zürcher Physikers Dr.Urs Kantschwyler stellt sich immer mehr als fragwürdig heraus. Bis dato lässt es sich nämlich überhaupt nicht in Bewegung setzen.
Als sprachliches Missverständnis erweist sich nach den neuesten Erkenntnissen armenischer Gräizisten die antike Lehre von den vier Elementen. Nach minutiöser Analyse griechischer Originaltexte muss man nunmehr von einer Drei-Elementen-Lehre ausgehen, aufbauend auf Erde, Luft und Feuerwasser.
Wiener Schnitzel, Salzburger Nockerl, Kasseler Rippchen, Frankfurter Würstchen, Tiroler Knödel...die Popularität von Städten und Landschaften geht zu nicht unwesentlichem Teil auf das Konto beliebter Speisen. Bestrebungen, auf dem Umweg über kulinarische Sprichwörtlichkeit Berühmtheit zu erlangen, waren bisher allerdings in Darmstadt erfolglos.
Das Geheimnis des Lächelns der Mona Lisa (eigentlich "La Gioconda") von Leonardo da Vinci ist nun offenbar geklärt. In jahrelangen phrenologischen Versuchen, ikonologischen Vergleichen und ethnologisch-mimetischen Studien kam der Mailänder Gerichtsmediziner Dott.Vtttorio DePenellis zu folgendem Ergebnis: Das weltberühmte Lächeln ist das Resultat mehrerer Hautstraffungen am Hinterkopf, geschickt verdeckt durch die Haartracht, eine im Italien des 15. und 16.Jahrhunderts durchaus übliche Methode der Schönheitschirurgie, die sogar in seltenen Fällen heute noch angewendet werde. DePenellis verweist etwa auf den Fitnessguru Strunz und den Geiger André Rieu.
--- eine letzte Meldung aus dem Bereich der Märchenforschung ---
Nachdem sie ungezählte Male vergeblich versucht hatte, den Ofen, in welchem sie Hänsel zu braten beabsichtigte, anzuheizen, wurde die Grimm'sche Hexe zur Behandlung ihres Burn-out-Syndroms in ein Sanatorium bei Küstrin gebracht.